Umbau und Erweiterung Beinhaus, Zweisimmen

Ein schlanker Neubau fügt sich an ein rekonstruiertes, historisches Beinhaus aus dem 15. Jahrhundert. Durch die unterschiedlichen Formen der Gebäudeteile entsteht ein spannungsvoller Dialog.

Ausgangslage
Im 1480 errichteten Beinhaus von Zweisimmen wurden ursprünglich Gebeine aufbewahrt, hauptsächlich Schädel-, Oberschenkel und Oberarmknochen. In jüngerer Vergangenheit wurde das alte Beinhaus unterschiedlich genutzt. In dieser Zeit hat das Beinhaus tiefgreifende Veränderungen am Dach und an der dorfseitigen Fassade erfahren, die seine spätmittelalterlichen Erscheinung verunklärten. Die neue Besitzerin, die Kirchgemeinde Zweisimmen, hatte dies erkannt. So nahm sie eine anstehende Umnutzung für den kirchlichen Unterricht zum Anlass, einen Studienauftrag unter vier Architekturbüros durchzuführen. Das Erd-, Ober- und Dachgeschoss sollten neu erschlossen und mit Sanitärräumen sowie einer kleinen Cafeteria ausgestattet werden. In seiner Gestalt sollte das Beinhaus durch den Umbau wieder zu seiner historischen Identität zurückfinden.

Gestaltungskonzept
In unserem Projekt „Romeo und Julia“ haben wir die Bausubstanz von den störenden Spuren der vergangenen An- und Umbauten befreit. Der Dachstuhl wurde nach historischem Vorbild rekonstruiert. An die Stelle des bestehenden, mächtigen Anbaus auf der Dorfseite tritt ein allseitig zurückversetzter, schlanker Neubau, der sich mit einer schmalen, verglasten Nahtzone behutsam an das Beinhaus anfügt. Mittels Form, Proportion und Materialisierung entsteht zwischen den beiden unterschiedlichen Gebäudeteilen ein spannungsvoller Dialog. Das ursprüngliche, historische Beinhaus ist wieder von allen Seiten erkennbar.

Bautechnik
In enger Zusammenarbeit mit dem archäologischen Dienst, der kantonalen Denkmalpflege und Restauratoren wurde der spätmittelalterliche Bau analysiert, vermessen, dokumentiert und schlussendlich rekonstruiert. Konstruktion und Materialisierung wurden aus dem Entwurfskonzept abgeleitet und konsequent umgesetzt. Die Gebäudetechnik wurde minimalistisch eingesetzt.

Kosten
Gesammtkosten CHF 1‘700‘000.-